Hallo Sommerwiese,
leider kann ich Dir keinen Rat geben, denn es geht mir
momentan ebenso wie Dir!
Ich kann mich in meiner eigenen Wohnung kaum noch bewegen,
laufe wie eine gestörte umeinander dass ich nur nirgendwo rankomme.
Auch wie du schreibst, wenn ich einige cm davor stehe, trübt
mich mein Empfinden. Manchmal gehe ich Schritte zurück um festzustellen, da konnte
ich nicht rangekommen sein.
Es ist zur Zeit eine immense Qual. Heute hatte ich ein
Problem und alles in mir war für Sekunden schon auf totale Kapitulation.
Aber aus irgendeinem Grund konnte ich mich innerlich
überreden, evtl. weil die Kapitulation zuviel „waschen etc.“ gefordert hätte,
der ich momentan nicht mehr gewachsen bin. Dieses überreden hat aber auch nur
Sekunden gedauert. Genauso wie ich sonst in Bruchteilen von Sekunden entscheide
ob etwas „verseucht“ ist oder nicht.
Auf jeden Fall hat es in diesem Moment funktioniert. Ich
dachte mir hinterher:
„Der Zwang ist wie ein Kind, er fordert direkt heraus das man ihm seine Grenzen setzt.“
Aber das umzusetzen ist natürlich überhaupt nicht leicht!
Meine Therapeutin sagte mal so ähnlich, man sollte sich es so vorstellen:
Wir sind immer auf der Autobahn gefahren, aber fehlerhaft und nun muß man diese Autobahn entlang fahren ohne Fehler, immer und immer wieder um
die alten Gewohnheiten langsam zu verlieren, aber das geht nicht von heute auf morgen.
Mir fällt auch noch etwas anderes dazu ein, ist zwar beschämend für mich, aber egal!
Durch die Zwänge bin ich eine enorme Zeit lang dem Alkohol "verfallen", ich habe immer wieder versucht davon wegzukommen, weil es ja auch gesundheitsschädlich ist etc..
Aber er gab mir enorme Entlastung nach einem Tag voller Zwänge. Ich bin auch heute noch der Meinung, das tut sowas von gut! Da kommt kein
Medikament ran! (Aber ich will nicht dass irgendjemand nun das mit dem Alkohol versucht, möchte es nur schreiben zum nachempfinden!!!).
Auf jeden Fall habe ich damit aufgehört! Es war nicht
leicht. Bei jedem schwierigen Anfall von Zwängen hätte ich gerne ein Glas Wein
getrunken, aber ich war standhaft. Es war verdammt hart. Immer wenn es
schwierig wurde, ich einen schweren Tag hinter mir hatte, ich dachte das
überstehe ich nicht usw. kam der Wunsch nach Alkohol.
Aber es hat mit der Zeit abgenommen. Irgendwann dachte ich
gar nicht mehr daran.
Mir gelüstet zwar ab und an immer noch nach einem leckeren
Glas Wein, aber nicht wg. Zwängen und Sorgen, sondern wg. Geschmack oder wenn
ich eine Szene im TV sehen wo man ein leckeres Glas Rotwein trinkt.
Ich will damit sagen, wenn es beim Alkohol funktioniert dass
man diese eingefahrene Bahn verlassen kann, es mit der Zeit weniger wird, bis
im Gehirn eines Tages nicht mehr die Verbindung steht: Zwang, Sorgen – Alkohol,
dann muß es doch verdammt noch mal auch mit den Zwängen so funktionieren.
Wir müssten halt „nur“ den Mut haben etwas unterlassen zu
können und das immer und immer wieder bis die Verbindung im Gehirn gekappt
wird.
Erstmal Gute Nacht!
sabrina