liebe franka,
ich kenne das problem nur zu gut. mein freund und ich haben bis zum sommer im gleichen haus, aber in getrennten wohnungen gelebt. im august sind wir in meine wohnung zusammengezogen. meine tochter kam zur gleichen zeit aus der klinik nachhause. nach 4 wochen wollte mein freund bereits wieder ausziehen. er hatte zwar all die schwierigkeiten durch die krankheit meiner tochter von anfang an mitbekommen(wir sind seit 10 jahren zusammen), aber erst "unter einem dach" stellte er fest, welche belastung soetwas darstellt, wenn man es täglich "an der backe" hat. wir hatten eine sehr schmerzhafte zeit, viele auseinandersetzungen, viele gespräche über unser verhalten meiner tochter gegenüber aber auch einander gegenüber.
wir sind, grob gesagt, zu vier erkenntnissen gelangt: wir wollen aneinander festhalten; unsere gemeinsame zeit bis dato ist uns so wichtig, daß wir darum kämpfen wollen, daß sie gemeisam weitergeht.
wir wollen aufmerksamer sein, was die gefühlslage des jeweils anderen angeht und früher darüber sprechen, wenn etwas im argen liegt.
wir wollen toleranter sein, was die zwänge meiner tochter angeht, über mehr hinwegsehen; nicht, weil das für sie angenehmer, sondern weil das FÜR UNS wichtig ist. wenn man gelassener ist, sich weniger provozieren und aufregen läßt, mehr sein eigenes ding macht, kann man wieder besser durchatmen. UND es dient durchaus auch dem kranken, der feststellt, daß er nicht mehr alles dominieren kann und eigenverantwortlicher werden muß.
zuletzt wollen wir einander rückzugsräume zubilligen; wir haben z.b. einen kleingarten mit bewohnbarem gartenhaus, wohin man mal "flüchten" kann, wenn man mal ne auszeit braucht; wir treffen uns getrennt mit freund/innen, ich mache yoga, er macht sport ect.
ich hab festgestellt, daß es enorm wichtig ist, in der situation mit einem kranken angehörigen(und ich hab da ja leider zwei davon; ich hab ja auch noch eine demente mutter) dafür zu sorgen, daß man sich (und das gilt ebenso für den partner) nicht irgendwann nur noch über dessen krankheit und bedürfnisse definiert. das macht frustriert und unglücklich und führt zwangsläufig zu reibereien, da sich jeder beteiligte fragt, wo zum teufel denn noch ER/SIE mit seinen/ihren wünschen, ansprüchen und lebensvorstellungen bleibt.
seit unserer krise sind nun 4 monate vergangen; bislang, toitoitoi, funktioniert alles gut.
schreib doch, wenn du gerade den nerv dazu hast, mal wieder etwas zur befindlichkeit deiner tochter; wie geht es ihr aktuell?
einstweilen liebe grüße und alles gute für euch,
katja