Hallo anja-marie!
Ich habe zwar nicht die selben Zwangsgedanken wie du, kann dir aber versichern, dass deine Befürchtungen du könntest jemanden sexuell missbrauchen oder missbraucht haben unnötig sind. Du schreibst ja selbst, dass du Angst davor hast jemanden theoretisch missbrauchen zu können. Ein echter Sexualstraftäter würde sich sicherlich nicht davor fürchten, jemanden zu missbrauchen, ansonsten würde er die Tat ja gar nicht begehen. Desweiteren dürfte ihm der Missbrauch und auch die Gedanken hierzu "angenehm" erscheinen, was bei dir aber offensichtlich nicht der Fall ist, ansonsten würdest du sie ja auch nicht selber als Zwangsgedanken bezeichnen. Das du sie überhaupt so kategorisieren kannst, liegt daran, dass ein Teil von dir weiß, dass sie Unsinn sind. Leider ist ein anderer, zwanghafter, Teil von dir derzeit aber stärker und sät Zweifel, Unbehagen und Angst, indem er mit deinen Ängsten spielt und dir vorgaukelt, dass du etwas was du verabscheust tun KÖNNTEST oder getan haben KÖNNTEST.Und auf die Dauer zermürben dich die Zwangsgedanken und der Teil der die Wahrheit kennt, wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt...und du zweifelst mehr und mehr und möchtest diese Zweifel irgendwie besänftigen, z.b. indem du die Mutter anrufst. Mache das bitte auf keinen Fall! Es wäre eine typische Zwangshandlung, um die nagende Ungewissheit und Unruhe zu bekämpfen. Aber sie löst nicht das Problem des Zwangsgedanken, sondern lässt ein äußerst unglückliches Verhaltensmuster entstehen um die Zwangsgedanken zu vertreiben...ich spreche leider aus Erfahrung, auch wenn meine Zwänge anders aussehen, das Grundprinzip bleibt identisch...
Ich würde dir das Buch "Kobold im Kopf" von Lee Baer empfehlen, da dort ausführlich auf die Problematik von Zwangsgedanken, insbesondere auch solchen wie du sie hast, eingegangen wird.
Eine ganz wichtige Aussage des Buches lautet: Du kannst unangenehme Gedanken, insbesondere Zwangsgedanken nicht unterdrücken, der Versuch führt nur dazu, dass sie immer stärker werden (vor allem auch wenn du etwas unternimmst um diese Gedanken zu "neutralisieren", also Zwangshandlungen durchführst). Wenn du die Gedanken hingegen zulässt und nicht dauernd mit ihnen kämpfst und dir "verbietest" sie zu denken, verlieren sie irgendwann an Intensität...
Hoffe dir vielleicht ein bisschen geholfen zu haben...!